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Lloydhof, Bremen

Wettbewerb | 2018

Für den Lloydhof in Bremen –  in seiner heutigen Gestalt und Haltung ein Kind der 1980er Jahre – sollten vor dem Hintergrund der geplanten Revitalisierung des Ensembles und der Etablierung einer zukunftfähigen Mischnutzung (Gewerbe, Workspace, Wohnen)  neue Fassaden und eine neue Innenraumstruktur entwickelt werden.
Mit Augenmerk und Bezugnahme auf die nicht mehr vorhandene ortstypische, historische Bebauung wurde ein Fassadenensemble entwickelt, das die individuelle Reihung giebelständiger Häuser aufgreift, aber auch die in Teilen zu erhaltenen, gerasterten Nebenfassaden qualifiziert und integriert.

Projektdetails

Fotos der Hausreihe Ansgarikirchof 8-12 vor ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg zeigen ein Ensemble, das zwar historisch gewachsen, aber durchaus nicht einheitlich in Bezug auf Maßstab und Typologie war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelten einige Häuser ihre Gestalt und ihren Maßstab hin zu Gebäuden einer „modernen“ Großstadt. So entstand z.B. aus dem zweigeschossigen Giebel Nr. 9 ein viergeschossiges Haus mit streng vertikal gegliederter Fassade und (ausgebautem) Walmdach.

Insofern hat die heutige Gestalt mit fünf Giebeln und der kleinmaßstäblichen Fassadengestalt, die in den Obergeschossen so überdeutlich das Thema „Wohnen“ nach außen abbildet, nichts zu tun mit der historischen Bebauung an diesem Ort, und gibt keine angemessene Antwort auf das Thema „Städtische Fassade“. Sämtliche historischen Häuser hingegen nahmen mit klar gegliederten Fassaden mit stehenden Fensterformaten in axialer Anordnung Bezug auf die Stadt, ohne auf historisierenden Motiven der bremisch- hanseatischen Giebel zurückzugreifen. Sie waren damit authentisch und sowohl Abbild ihrer Zeit als auch Abbild der Entwicklung der Stadt.

Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die verlorengegangene Gestaltqualität der ursprünglichen Bebauung wiederzugewinnen, mit dem Ziel die Häuser damit zukunftsfähig zu machen: Die Häuser sollen eine eigene Identität ausstrahlen, die dem Anspruch der geplanten Nutzung entspricht, und sie sollen gleichzeitig einen hochwertigen Beitrag für den öffentlichen Raum darstellen.

Die im Rahmen der Aufgabenstelltung geforderte zusätzliche Aufstockung soll mit den neuen Fassaden typologisch und strukturell übereinstimmen. Die Ausbildung der Fassaden zum Ansgarikirchhof als Schildgiebel ermöglichen es, das aufgestockte Geschoss als Körper hinter den Giebeln anzuschließen und in den Zwischenräumen jeweils Terrassen auszubilden. Zwei Giebel zum Platz hin sind mit Erkern versehen, während die Eckbaukörper ein abstraktes, turmartig proportioniertes Volumen bilden, das eine Antwort auf die großstädtische Situation gibt.

Auf der Ecke zur Ansgaritorstraße wird auf diese Weise die gewünschte Dachterrasse selbstverständlich in den Baukörper integriert, und bietet an dieser Stelle für ihre Nutzer den schönsten Bezug zur Stadt.

Vereinheitlichte Fensterformate führen zu einer Beruhigung der Gestalt. Die Öffnungen werden dabei zum allergrößten Teil aus den vorhandenen Öffnungen  gewonnen. Die Erdgeschosszone wird von klar umrissenen Öffnungen in der massiven Wand geprägt, die zusammen mit dem Sockel die Häuser wieder „erden“ bzw. klar „stehen lassen“.

Die neuen Eingänge werden durch eine deutliche portalartige Zarge markiert, in der auch die Werbung (im Sturzbereich) integriert sein soll.