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St. Marien, Lübeck

Wettbewerb zur Umgestaltung der liturgischen Mitte
1. Preis | 2025

Großen Respekt vor dem baulichen Kunstwerk St. Marien und ihrem Wiederaufbau nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg erfordert die Aufgabe, deren Inhalt und Zielsetzung mit „Umgestaltung der liturgischen Mitte“ aufgrund der Vielfalt an Anforderungen und Bezügen nur unzureichend benannt ist. Ein Gesamtkonzept muss gleichzeitig die Architektur der Kathedrale St. Marien und ihre baulichen Elemente respektvoll würdigen, um sie mit den neu gestalteten Elementen in einen erkennbaren, dialogisierenden Zusammenhang zu bringen, in der die architektonische und künstlerische Identität und Aussage jedes Elements ihren Platz hat.

Projektdetails

Singechor
Der Entwurf nimmt Bezug auf die historische Gestalt, wie auf die heutige bauliche Situation, in der die südlichen Reste des zerstörten Lettners gleichsam als Mahnmal gezeigt werden, während der nördliche Bündelpfeiler des Mittelschiffs beim Wiederaufbau nach Abbruch der Lettner-Reste ergänzt wurde. Die Gestalt des Unterbaus bezieht sich auf das ursprüngliche und in Resten vorhandene Vorbild, interpretiert die historischen Formen von Pfeilern und Bögen aber als hölzerne Konstruktion neu. Die Konstruktion ermöglicht auch, zu den Seiten hin auszukragen, so dass sie auf beide Situationen, dem Bündelpfeiler im Norden, wie dem Rest des historischen Lettners im Süden eingehen kann. Über diesem tragenden Unterbau kragt die eigentliche Singechor-Ebene aus. Die Brüstungsfelder werden mit einem akustisch durchlässigen Geflecht aus Holz- und Messingstäben gefüllt. Eine flexible Podestanlage ermöglicht das Musizieren sowohl in Richtung Hauptschiff als auch in Richtung des Chorraums. Eine hölzerne Spindeltreppe erschließt die Ebene. 

Liturgische Mitte
Die liturgische Mitte wird nicht unmittelbar vor dem Lettner ausformuliert, weil in diesem Joch aufgrund der Querschiff- ähnlichen Ausbildung der Eingangs- und Totentanzkapelle eine zu starke Querachse mit der ihr eigenen Wegeführung vorhanden ist. Der Entwurf sieht eine liturgische Insel in Form eines einstufigen Podestes aus Gotlandstein im westlich gelegenen Joch vor. Auf dieser Insel wird der neu gestaltete Altartisch im Zentrum stehen, davor ein Lesepult und ein um drei weitere Stufen erhöhtes Kanzelpult. 

Taufe
Die Position des Taufbeckens im Westen als symbolischem Ort wird beibehalten. Es ist erforderlich, den Ort für die Aufstellung des Taufbeckens zu definieren und ihn im Fußboden durch Verwendung von Gotland- Stein kenntlich zu machen. 

Lichterbaum
Als Kerzenort wird die nördliche Chorumgangskapelle als Pendant zur sündlichen Kapelle  mit den „Gebrochenen Kreuzen“ von Günter Uecker vorgeschlagen. 

Empfang
Die Wände des neuen, aus Holz und Glas konstruierten Empfangs- und Verkaufstresen sind Raumabschluss und Präsentationsfläche zugleich. Vertikale Schiebeläden bilden in geöffnetem Zustand der Box eine Art Baldachin, der eine schützende Wirkung erzeugt und dem Körper eine prägnante Gestalt gibt. Die Detaillierung der Brüstungen und lichtdurchlässigen Lädennimmt Bezug auf die Gestalt des neuen Singechors.