
Wettbewerb - Fassadengestaltung des Lloydhofs - Bremen
Um Teile der Ziegelfassaden des Bestandes übernehmen zu können, schlagen wir vor, eine helle, sandfarbene Schlämme (Kalk oder Zement) aufzutragen. Die Werksteinelemente (Sockel, Gesimsbänder und Lisenen, Fensterbänke) stellen wir uns in hellem Naturstein (Kalkstein) vor oder aus hellen, durchgefärbt pigmentierten Betonfertigteilen (mit gesäuerter Oberfläche). Dieser Material- und Farbklang wird auch einen Bezug herstellen zum benachbarten Renaissance-Doppelgiebel der Handwerkskammer und zu weiteren originalen Oberflächen historischer Gebäude.
Der Sonnenschutz wird idealerweise innerhalb der Fensterkonstruktion ausgeführt: Sonnenschutzlamellen fungieren gleichzeitig als Blendschutz für die Büros. Sie sind, wenn sie durch die äußere Verglasung geschützt werden vor Verschmutzung sicher und können bei „Wind und Wetter“ genutzt werden (Verbundfensterkonstruktion, inzwischen langzeiterprobt und Stand der Technik).
Fotos der Hausreihe Ansgarikirchof 8-12 vor ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg zeigen ein Ensemble, das zwar historisch gewachsen, aber durchaus nicht einheitlich in Bezug auf Maßstab und Typologie war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelten einige Häuser ihre Gestalt und ihren Maßstab hin zu Gebäuden einer „modernen“ Großstadt. So entstand z.B. aus dem zweigeschossigen Giebel Nr. 9 ein viergeschossiges Haus mit streng vertikal gegliederter Fassade und (ausgebautem) Walmdach.
Insofern hat die heutige Gestalt mit fünf Giebeln und der kleinmaßstäblichen Fassadengestalt, die in den Obergeschossen so überdeutlich das Thema „Wohnen“ nach außen abbildet, nichts zu tun mit der historischen Bebauung an diesem Ort, und gibt keine angemessene Antwort auf das Thema „Städtische Fassade“. Sämtliche historischen Häuser hingegen nahmen mit klar gegliederten Fassaden mit stehenden Fensterformaten in axialer Anordnung Bezug auf die Stadt, ohne auf historisierenden Motiven der bremisch- hanseatischen Giebel zurückzugreifen. Sie waren damit authentisch und sowohl Abbild ihrer Zeit als auch Abbild der Entwicklung der Stadt.
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die verlorengegangene Gestaltqualität der ursprünglichen Bebauung wiederzugewinnen, mit dem Ziel die Häuser damit zukunftsfähig zu machen: Die Häuser sollen eine eigene Identität ausstrahlen, die dem Anspruch der geplanten Nutzung entspricht, und sie sollen gleichzeitig einen hochwertigen Beitrag für den öffentlichen Raum darstellen.
Die gewünschte „Aufstockung“ (2. Staffelgeschoss) muss nach unserer Überzeugung mit den neuen Fassaden typologisch und strukturell übereinstimmen. In diesem Sinne schlagen wir vor, die Fassaden zum Ansgarikirchhof als Schildgiebel auszubilden, bei denen das aufgestockte Geschoss als Körper hinter den Giebeln entsteht, und in den Zwischenräumen jeweils Terrassen ermöglicht. Zwei Giebel zum Platz hin sind mit Erkern versehen, während die Eckbaukörper ein abstraktes, turmartig proportioniertes Volumen bilden, das eine Antwort auf die großstädtische Situation gibt. Auf der Ecke zur Ansgaritorstraße wird auf diese Weise die gewünschte Dachterrasse selbstverständlich in den Baukörper integriert, und bietet an dieser Stelle für ihre Nutzer den schönsten Bezug zur Stadt.
Aufgrund der nahen Lage zum Ansgarikirchhof, schlagen wir - ergänzend zum geplanten Haupteingang und der Erschließung der Skybar und des ‚Felix‘ auf der Ostseite - die Erweiterung des westlichen Treppenhauspendants um Fahrstühle und eine Anbindung bis ins oberste Geschoss vor.
Vereinheitlichte Fensterformate führen zu einer Beruhigung der Gestalt. Die Öffnungen werden dabei zum allergrößten Teil aus den vorhandenen Öffnungen (durch Entfernen der Brüstungen) gewonnen. Die Erdgeschosszone wird von klar umrissenen
Öffnungen in der massiven Wand geprägt, die zusammen mit dem Sockel die Häuser wieder „erden“ bzw. klar „stehen lassen“.
Wir haben alle tiefen Einschnitte in das Bauvolumen, wie sie bislang bei den Eingängen vorhanden waren, beseitigt. Ein städtisches Haus sollte auf diese lochartig wirkenden Einschnitte verzichten zugunsten klar erkennbarer Eingänge in der eigentlichen Fassadenebene. Die neuen Eingänge werden durch eine deutliche portalartige Zarge markiert, in der auch die Werbung (im Sturzbereich) integriert sein soll.
Die bestehenden Fassaden zur Ansgaritorstraße sind typologisch, d.h. in ihrer seriellen Fensterreihung, die das Bürogebäude nach außen abbildet, weit entfernt von den 5 Giebeln am Ansgarikirchhof. Der Gebäudekomplex fällt hier nach unserer Wahrnehmung gestalterisch auseinander. Das zurückspringende Erdgeschoss erzeugt die Wirkung eines aufgeständerten Baukörpers, der typologisch hier nichts zu suchen hat. Die betont horizontale Gliederung der langen Fassade steht ebenfalls in Kontrast zur ursprünglich kleinparzelligen Bebauung. Wir meinen, dass das Haus auch hier zum „Stehen gebracht“ werden muss.
In diesem Sinne wird der Rücksprung des Erdgeschosses bzw. Mezzanins aufgegeben und weitere vertikale Mauerwerkspfeiler eingefügt, die die lange Fassade in einzelne Abschnitte gliedern bzw. rhythmisieren. Auch hier werden stehende Fensterformate durch Entfernen der Brüstungen gewonnen. Die starke vertikale Gliederung der drei Hauptgeschosse geschieht durch Pfeiler bzw. Lisenen aus Werkstein zwischen den Fenstern.
Diese Gliederung bestimmt auch die beiden Staffelgeschosse, die wie bei historischen Kontorhäusern üblich, beide zum Hauptbaukörper abgestaffelt sind, seine Fassadenordnung aber übernehmen.
Diese Gestaltungsprinzipien gelten auch für die beiden anderen Fassaden zum Hanseatenhof bzw. zum Wegesende.