
Wettbewerb - Erweiterung des Globushof
Bestandsfassade
Die Gliederung der Fassaden des Globushofs (errichtet 1907/08, Lund und Kallmorgen) ist vielschichtig und kombiniert auf raffinierte Weise horizontale und vertikale Strukturen. Prägend ist zunächst die großmaßstäbliche horizontale Gliederung des Baukörpers in
Sockel aus bossiertem Sandstein, drei Hauptgeschosse, zwei zurückgestaffelte Geschosse und die Dachzone. In den Obergeschossen
dominiert ein hellroter und hell verfugter Ziegel die Fassadengestalt, wird aber immer kombiniert mit Sandsteinelementen,
insbesondere den kräftigen Stockwerks- und Sohlbankgesimsen, welche die horizontale Schichtung betonen.
Fleetseitig wird diese Schichtung durchbrochen von drei („Zwerch“-) Giebeln, sowie von zwei dreigeschossigen Erkern aus Sandstein. Die drei kupfernen Skulpturen (Neptun und Schiffsmodelle) oberhalb der plastisch ausgeformten Giebelabschlüsse betonen noch einmal die Vertikale der Giebel, wie auch die stehenden Fensterformate und die Binnengliederung der Ziegelsteinwandflächen mit Lisenen und Pilastern, so dass sich alles in allem ein ausgewogenes Wechselspiel zwischen der Horizontal- und Vertikalgliederung des Baukörpers und der Fassadenelemente ergibt.
Fassade des Neubaus
Wir stellen diese kurze Fassadenanalyse des historischen Bestands voran, weil sie den Ausgangspunkt unserer Überlegungen für die
Gestaltung des neuen Gebäudes bildet, die mit dem Stichwort „Weiterbauen“ nur unscharf beschrieben wird:
Mit der Gliederung des Neubaus in Sockel, drei Hauptgeschosse, zwei Staffelgeschosse und Dach knüpfen wir unmittelbar an den
Bestand an. Auch die Materialisierung nimmt direkten Bezug auf das Denkmal: Naturstein für den Sockel und die Gesimsplatten, roter Ziegel in den Hauptgeschossen.
Im Sockel greifen die hohen Öffnungen mit Rundbögen das Thema der bogenförmigen Stürze des Bestands auf. Wir schlagen vor, nach Westen (zum Fleetdurchgang) eine Arkade auszubilden, die vom Restaurant (Fleetseite) bespielt werden kann und eine urbane
Verknüpfung mit der Umgebung ermöglicht. Der Eingangsbereich an der Bohnenstraße ist durch eine Öffnung mit breiten Bogen eindeutig gekennzeichnet.
In den Obergeschossen erhält der Neubau durch einen straffen Fensterrhythmus, der das Büroraster abbildet, und die Auflösung des
Mauerwerks in schlanke Pfeiler eine eigenständige Gestalt. Die Schichtung der Geschosse wird durch die horizontalen Kragplatten in Naturstein deutlich abgebildet, sie nehmen thematisch Bezug auf die Gesimse im Bestand. Auf der Fleetseite bildet ein
geschossübergreifender Gebäudevorsprung eine vertikale Dominante mit ähnlicher Wirkung wie die Zwerchgiebel der historischen
Fassade. Hier ist die Fassade in freistehende Schotten bzw. Pfeiler aufgelöst, die in jedem Geschoss die Möglichkeit des Austritts bieten, in den obersten Geschossen in Gestalt einer Loggia. Die beiden anderen Fassaden verzichten auf weitere
Gliederungselemente, sie beschränken sich auf das Thema des ruhigen Pfeilerrhythmus, der in dieser stadträumlichen Situation, also vor allem in der Schrägsicht wahrgenommen, die Gestalt einer massiven, aber sich strukturell auflösenden Fassade erzeugt.
Konstruktion und Technik
Das Gebäude ist mit einer tragenden Fassade (jede zweite Fassadenstütze trägt) konzipiert. Der vertikale Lastabtrag erfolgt in den Regelgeschossen neben dem aussteifenden Treppenkern über zwei Stützen, so dass für die individuelle Aufteilung der Büroetagen
maximale Freiheit besteht. Die Geschossdecken können im Sinne der Nachhaltigkeit als Speichermasse aktiviert werden, sie sind als Flachdecken ausgebildet. Bei Bedarf lässt sich diese Speichermasse zusätzlich noch durch wasser – oder luftgeführte Systeme
unterstützen.
Die Fassaden des Sockels sollen mit einem Verblendstein aus Naturstein (d=9,0cm) vermauert werden, in den Obergeschossen werden die Fassadenpfeiler und- stürze als Fertigteile hergestellt. Die massiven Brüstungszonen bilden zusammen mit den Kragplatten die notwendige geschossweise Schottung (Äquivalent zu 1,0m Vertikale). Das Treppenhaus ist als Sicherheitstreppenraum (BPD 1-2008 Hochhäuser) ausgebildet. Durch das runde Treppenauge fällt Tageslicht über ein rundes Oberlicht (=RWA) ins In-nere.
Die beiden obersten Geschosse im Dachraum können im Hinblick auf Brandschutzanforderungen gemeinsam betrachtet werden, was größere Freiheiten in der Gestaltung - z.B. mit einem verbindenden Luftraum oder ähnlichem- ermöglicht, und mit der Bilton GmbH auf die Bedürfnisse und Wünsche für den eigenen Firmensitz abgestimmt werden soll.
Die Schächte für die Druckbelüftung des Treppenhauses, für Fortluft und Medien werden in den äußeren Zwickeln des Treppenhauskörpers geführt. Die Rückkühler sind oberhalb des Gebäudekerns in die Dachfläche versenkt integriert und mit einer Lamellenstruktur abgedeckt. Sämtliche haustechnische Anlagen (Wärmübergabe, Lüftungstechnik, Fettabscheider, etc.) sowie Lagerräume und WC- Anlage des Restaurants werden im Untergeschoss untergebracht.
Die Fensterelemente der Büroetagen sind mit einem Lüftungsflügel ausgestattet, der sich hinter jedem zweiten Fassadenpfeiler befindet und eine natürliche Belüftung ermöglicht (vgl. Detail). Die Fenster selbst sollen als Verbundsystem ausgeführt werden: der
Sonnenschutz ist dabei hinter der äußeren Einfachverglasung integriert. Zur Belichtung der beiden Dachgeschossebenen sind
großformatige Flächenverglasungen geplant, die als Lammellensystem (Stebler; Blend- und Sonnenschutz in Sage-Glas) ausgeführt werden können. Die Dachflächen selbst sollen mit dunkel patinierten Blechen gedeckt werden; ihre Farbigkeit soll mit der benachbarten Dachoberfläche korrespondieren.